Fassadendämmung: Darum ist sie eine gute Idee

Es klingt vernünftig: Je umfangreicher ein Haus gedämmt ist, desto niedriger fallen die künftigen Heizkostenabrechnungen aus. Die investierten Kosten werden so über die Jahre wieder hereingeholt, und eines Tages ist man im Plus.

Wärmedämmung Haus
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Hinzu kommt das angenehme Wohnklima. „Bloß nicht!“ heißt es dann schnell von wohlmeinenden Freunden. „Mit einer Dämmung holst du dir den Schimmel ins Haus.“ Was stimmt denn nun? Laien sind mit dem Klären des Für und Wider einer Fassadendämmung häufig überfordert. Selbst im Recherchieren erfahrene Personen stoßen auf widersprüchliche Informationen und fühlen sich hinterher eher verwirrt als aufgeklärt. Dieser Artikel soll verständlich erläutern, worauf Vorbehalte beruhen und warum sich eine Fassadendämmung unbedingt lohnt.

Wie wirkt eine Dämmung überhaupt?

Das Wirkprinzip einer Dämmung besteht darin, den Wärmeaustausch zwischen zwei Bereichen stark zu bremsen oder ganz zu verhindern. Im Winter bedeutet dies, dass die Wärme im Haus bleibt und die Kälte außerhalb. Im Sommer bewirkt der Dämmeffekt, dass bei Hitze Räume eines Hauses angenehm kühl bleiben. Bereits eine Wand aus Stein übt einen Dämmeffekt aus. Mit speziellen Dämmmaterialien lassen sich allerdings weitaus stärkere Dämmresultate und nachfolgende Energieeinsparungen erzielen. Wichtig zu wissen ist dabei, dass unter den zahlreichen Baustoffen nur ein paar Materialien wirklich effektiv dämmen.

Was sagt der Gesetzgeber zur Dämmung?

Für das Dämmen von Häusern einschließlich der Fassadendämmung sind alle Bestimmungen detailliert in der Energiesparverordnung (EnEV 2014) einsehbar. Dabei spielen das Alter eines Hauses und bereits vorgenommene bauliche Maßnahmen ebenso eine Rolle wie das Datum des Erwerbs durch den jetzigen Eigentümer. Bei Neubauten gelten von Anbeginn allgemeine Richtlinien mit strengen Vorgaben, die einen möglichst günstigen Energieverbrauch vorsehen inklusive einer Dämmung sämtlicher Gebäudeteile.

Was ist dran an der Schimmelgefahr?

Immer wieder tauchen beim Thema Fassadendämmung oder Hausdämmung allgemeine Bedenken auf, dass die Isolierung eine gesundheitsgefährdende Schimmelbildung im Haus begünstige. Es wäre ein Wunder, meldeten sich hier keine

Fassade vorher-nachher Putz
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Verschwörungstheoretiker zu Wort. Sie wittern in den Vorschriften und Anreizen zur Gebäudedämmung ein Komplott von Politikern, die arglose Bürger unter dem Vorwand einer angeblichen Energiewende bloß abkassieren wollen, um Industriebossen Wohltaten zu erweisen. Bei näherer Betrachtung derartiger Behauptungen stellt sich heraus, dass diese auf Fehlinformationen oder verdrehten Sachverhalten beruhen.

So werden behauptete Nachteile einer Fassadendämmung überwiegend aus einer Fassadendämmung mit Styropor abgeleitet. In Wahrheit existieren eine Menge anderer alternativer Dämmstoffe mit bewährten Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). Darunter befinden sich natürliche Materialien wie Mineralfaserplatten oder Holzfaserdämmplatten. Auch Einblasdämmungen isolieren ausgezeichnet, sofern im Mauerwerk eine Luftschicht existiert.

Die Erfahrung zeigt, dass eine fachgerechte Fassadendämmung keine erhöhte Schimmelgefahr im Hausinneren mit sich bringt. Es sind insbesondere ungedämmte Altbauten, in denen sich Schimmel entwickelt. Schimmel entsteht vor allem da, wo hohe Luftfeuchtigkeit mit kühlen Wänden in Berührung kommt und dort kondensiert. Schimmel ist dann oft die Folge. Weil gedämmte Wände nicht auskühlen, entsteht dort folglich fast nie Schimmel. Da über die Atmung sowie beim Kochen, Baden und Duschen Feuchtigkeit in die Raumluft gelangen, sollte ein- bis zweimal täglich gründlich gelüftet werden. Dies gilt auch für gedämmte Häuser, da eine zu stark mit Feuchtigkeit angereicherte Raumluft hier sonst doch ausnahmsweise zu Schimmel führen kann.

Häufig werden im Zuge von Dämmmaßnahmen gleichzeitig Isoliertfenster eingebaut. Weil ältere Fenster nicht hermetisch dicht schließen, findet bei ihnen auch in geschlossenem Zustand ständig ein leichter Luftaustausch statt. Dies ist bei modernen Fenstern nicht mehr der Fall, sodass hier besonders aufmerksam auf regelmäßiges Lüften zu achten ist.

Weit verbreitet ist außerdem die Ansicht, dass ungedämmte Häuser „atmen“ würden, gedämmte Gebäude hingegen „versiegelt“ wären. Beides stimmt nicht. Es sind allein die modernen Fenster und außerdem Türen, die den Luftaustausch zwischen Außen und Innen unterbinden. Die Fassadendämmung wiederum isoliert gegen Kälte und Hitze sowie Außenlärm.

 

Fassadendämmung als Brandrisiko?

Ebenfalls häufig in der Diskussion steht die angebliche erhöhte Brandgefahr durch eine Fassadendämmung. Ursächlich hierfür sind ganz klar Fehlinterpretationen. So gehen unter allen Gebäudebränden eines Jahres lediglich 0,1 % der Brände auf einen Fassadenbrand als Auslöser zurück. Brennt also ein Haus, ist es natürlich logisch, dass dabei auch die Fassadendämmung in Brand gerät.

WDVS - Wärmedämmung
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Hinzu kommt, dass entgegen häufiger Annahmen Dämmstoffe wie Styropor (EPS) und extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS) von neutralen Instituten als schwer entflammbare Materialien eingestuft wurden.

Sind Fassadendämmungen umweltschädlich?

Ein oftmals geäußerter Kritikpunkt ist die mangelhafte Recyclingfähigkeit von Dämmmaterialien. Sie trifft tatsächlich zu. Gerade hierdurch aber ergibt sich die hohe Nachhaltigkeit beim Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen. Da sich die Dämmstoffe extrem langsam zersetzen, ergibt sich hieraus eine besonders lange Haltbarkeit von mindestens vier Jahrzehnten, voraussichtlich sogar erheblich länger. Es laufen bereits Forschungen zu künftig anwendbaren Recyclingsmethoden. Sollte wider Erwarten keine befriedigende Methode gefunden werden, können die Dämmmaterialien der Müllverbrennung zugeführt werden, wo sie in Form von Energie wieder verwertet werden können. Filter halten dabei möglicherweise freigesetzte Schadstoffe vor einem Austritt in die Umwelt zurück.

Welches Dämmmaterial für die Fassadendämmung?

Dämmmatten, Dämmplatten, Schüttdämmung, Einblasdämmung – vor so vielen Fachbegriffen kann ein Laie schon mal kapitulieren. Obendrein sind die Dämmmaterialien in verschiedenen Werkstoffen erhältlich. Auf ein paar Eigenschaften deuten bereits die Bezeichnungen hin: Bei Dämmmatten handelt es sich um flexible Matten, Dämmplatten bestehen aus festem Material, Schüttdämmung ähnelt dem bekannten losen Schüttgut und Einblasdämmung ist als einblasfähiges Granulat sowie als Flocken erhältlich. Darüber hinaus gibt es Dämmmaterial als abdichtenden Schaum, zur Dämmung von Fassaden sogar lichtdurchlässig.

Ideal für die Fassadendämmung: die Einblasdämmung

Besonders einfach, schnell und sauber ist Dämmmaterial in losem Zustand zu verarbeiten. Es wird in vorhandene Hohlräume des Hauses eingeblasen. Außer zur Fassadendämmung lässt sich die Einblasdämmung noch für andere Wände sowie Fußböden und Decken einsetzen. Die Einblasdämmung erfreut sich auch deshalb großer Beliebtheit, weil sich mit ihr Häuser selbst im Nachhinein ohne großen Aufwand dämmen lassen.

Zusammensetzung von Dämmstoffen

Materialien zum Dämmen gibt es in unterschiedlichen Herkunftsarten:

Aufbau Wärmedämmsystem
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  • synthetisch
  • mineralisch
  • pflanzlich
  • tierisch

Dabei ergeben sich entsprechend der Art und Zusammensetzung der Dämmmaterialien verschiedene Dämmeigenschaften.
Die jeweilige Qualität ist aus speziellen Kennzahlen ersichtlich. Sie beziehen sich auf:

  • Wärmeleitfähigkeit
  • Schallschutzeigenschaft
  • möglichen Verformungsgrad
  • Druckbelastbarkeit
  • Zugfähigkeit
  • Wasseraufnahmegrad

Im Einzelnen gibt es in den vier verschiedenen Material-Kategorien von Dämmstoffen folgende Werkstoffe:

Synthetische Dämmstoffe:

  • EPS – Styropor
  • XPS – extrudierter Polystyrol-Hartschaum
  • PUR/PIR – Polyurethan/Polyisocyanurate

Mineralische Dämmstoffe:

  • Blähton
  • Steinwolle
    Bauleiter vor Fassade
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  • Glaswolle
  • Schaumglas
  • Silikat
  • Perlite

Pflanzliche Dämmstoffe:

  • Holzfaser
  • Holzwolle
  • Flachs
  • Hanf
  • Kokosfaser
  • Kork
  • Zellulose
  • Schilf

Tierischer Dämmstoff:

  • Schafwolle

Vor der Fassadendämmung unbedingt fachkundigen Rat einholen

Hauseigentümer und Bauherren können sich in der heutigen Zeit des Internets problemlos über Arten der Gebäudedämmung und die verschiedenen Dämmmaterialien informieren. Für ausgiebige Recherchen und einen persönlichen Rohentwurf des Dämmvorhabens ist das Internet eine wahre Fundgrube. Demgegenüber steht die Tatsache, dass Bauphysik eine hochkomplexe Angelegenheit ist. Wer eine Fassadendämmung beziehungsweise Gebäudedämmung plant, sollte sich daher im Voraus fachlich beraten lassen, damit sich der gewünschte Dämmeffekt einstellt und keine kostspieligen Nachbesserungen erforderlich werden.